Horizont 36-37/2023

13 Agenturen

15. September 2023

Level Up

Gamification, die Anwendung von spielähnlichen Elementen in nicht- spielerischen Kontexten, kann die Art und Weise, wie wir lernen und arbeiten, grundlegend verändern. Ovos ist seit fast 20 Jahren in dieser Branche tätig. HORIZONT hat mit Jörg Hofstätter, Managing Partner der Wiener Agentur, über das neueste Projekt gesprochen.

Effizienz trainieren Außerdem nennt der Digi tal-Experte das Micro Learning als wichtigen Be griff in der Gamification von Bildungsinhalten. Die Ler

erfährt und Sicherheit geschaffen wird, was das eigene Wissen betrifft, um auf die abschließende Prüfung bestmöglich vorzubereiten.“ Der Aufbau Inhaltlich gibt es pro Kapitel – die alle aufeinander aufbauen – einen Entde ckerteil, in dem die Inhalte präsen tiert und erklärt werden. Hier werden auch immer wieder Rückfragen ge stellt, bevor es in den prüfenden Teil geht, wo auch explizit einige Fragen aus der tatsächlichen Prüfung vor kommen. Beide Teile müssen richtig beantwortet werden, um ins nächste Kapitel zu gelangen. „Unsere Erfah rungswerte haben bestätigt, dass das die zielführendste Methode ist. Denn auch wenn wir uns in der Weiterbil dung im Erwachsenenbereich befin

Bericht von Denise Samer S ie vereinen Spaß, Spiel und Lernen, um Motivation, En gagement und Effektivität zu steigern: „Playful Trainings“ und „Serious Games“, also Gamifica tion im Bildungskontext, sind innova tive Ansätze, die in den vergangenen Jahren verstärkt in verschiedenen Be reichen und Branchen Anwendung gefunden haben. Österreichischer Vorreiter in Sachen Gamification ist die Digital-Agentur ovos, die in diesem Bereich – mit Firmensitz Wien – seit 2004 arbeitet. Das neueste Projekt ent standinZusammenarbeitmitdemWiff Austria, einer gemeinnützigen Bil dungsinstitution. „Das Projekt haben wir voriges Jahr begonnen, mit dem Ziel eine der weltweit relevantesten Ausbildungsplattform für Stapler, Kran und Hebebühnen auf die Beine zu stellen – weil die Ausbildungen in die sem Bereich extrem veraltet sind“, er klärt Wiff-Geschäftsführerin Alexand ra Pichler, die Beweggründe hinter der gamifizierten Lernplattform IFCL (Internatioal Forklift & Crane Licence). Dazu komme, dass bei diesen Tätig keiten sehr viele Unfälle und nach wie vor auch Todesfälle passieren – daher sei es essenziell, dass die gelernten Inhalte langfristig im Gedächtnis blei ben. Zudem war die Internationalisie rung eine Überlegung, gerade im Ar beitsmarktaustausch sei es wichtig, diese Ausbildungsbereiche mehrspra chig anzubieten. „Das Spannende an dem Projekt war, die technisch anspruchsvollen und etwas trockeneren Inhalte für eine sehr heterogene Zielgruppe bestmöglich aufzubereiten“, erzählt Jörg Hofstätter, Managing Partner bei ovos. „Wir haben da zwei Hüte auf: Einerseits sind wir IT-Dienstleister und technischer Ansprechpartner, andererseits haben wir auch die Lerndesigner:innen. So haben wir dann versucht, die Inhalte mit unse rem Gamification-Werkzeugkoffer interessant zu gestalten, es technolo gisch aber auch so zu lösen, dass die Zielgruppe eine Lernunterstützung

neinheiten in kleine Chunks zu verpacken, gebe den Lernenden nämlich das Gefühl, produktiver zu sein. „Das andere ist, die Selbstein schätzung durch Lerntechnologie zu unterstützen – wie den Prüfungssi mulator“, führt Hofstätter aus. Hier mache es gar keinen Unterschied, ob es um Kinder- oder Erwachsenenbil dung geht, „man überschätzt meist sein eigenes Wissen“. Solche Mecha niken helfen also die richtige Ein schätzung zu treffen und so effizien tes und zeitgemäßes Lernen zu trainieren. „Mit dem Programm ha ben wir ein extrem gutes Fundament für das aktive Lernen geschaffen“, resümiert Pichler zur Zusammenar beit mit ovos. Man könne das Projekt auch noch weiterdenken und mit ei ner VR-Brille in die virtuelle Welt verlagern, meint die Wiff-Geschäfts führerin weiter. Nun wird das Projekt erstmal euro paweit skaliert. „So wie es früher in den 70er-Jahren war, wo man mit schwarz-weißen Zetteln noch ‚Buli mie-gelernt‘ hat, diese Zeiten sind glücklicherweise passé, da haben wir einen Riesensprung gemacht.“

Mit der gamifizierten Plattform IFCL soll die Ausbildung für das systemrelevante Berufsbild revolutioniert werden. © ovos media

Individualisierung durch KI „Die Gamification ist in diesem Kon text der Wissensvermittlung haupt sächlich für die Motivation da. Wobei mir hier ganz wichtig zu erwähnen ist, dass sie sich nicht in Punkte und Bad ges erschöpft“, zieht Hofstätter den Vergleich zum B2C-Markt. „Wenn ich ein Loyalty-Programm als Unterneh men aufziehe, dann mache ich Punk te, hänge noch gewisse extrinsische Faktoren dran und das ist genug – bei Flugmeilen zum Beispiel. Wenn ich ans Lernen denke, kann ich eine brei tere Klaviatur an Tools verwenden.“ Hier betont der Gamification-Experte nochmals den sozialen Aspekt, der seiner Meinung nach für das Lernen im 21. Jahrhundert unabdinglich ist. „Und das große Thema, das jetzt kommt, ist Individualisierung und

Adaptivität – wie kann ich auf unter schiedliche Lernniveaus eingehen?“ Dies sei nämlich die größte Herausfor derung für Vortragende und Lehrper sonen. „Digitale Tools können dabei helfen, die Lernschwächeren abzuho len und da gibt es natürlich auch die KI, die mir dabei hilft.“ Ein Quiztool, das mit künstlicher Intelligenz trai niert wurde, verstehe welche Fragen gut beantwortet wurden und welche weniger – damit letztere dann öfters gestellt werden. So könnten sich Tools eben auf Lernniveaus einstellen. „Das ist jetzt ein relativ simpler Anwen dungsfall, aber mit den Möglichkei ten, die uns bald bzw. jetzt schon zur Verfügung stehen, kann man in ganz neue Sphären vorstoßen und das Ler nen stark individualisieren“, blickt Hofstätter in die Zukunft. •

Jörg Hofstätter, Co-Owner und Managing Partner von ovos, ist Experte für Gamification und spielerische Wissensvermittlung. © Oliver Kartak

Informationsverbreitung Sichere Stromversorgung Zentralraum Oberösterreich 2023

Österreich braucht Strominfrastruktur.

den, leiden extrem viele an Prüfungs angst – da hilft die Prüfungssimulation enorm“, berichtet Pichler. „Aus der Gamification-Perspekti ve“, ergänzt Hofstätter, „haben wir uns gefragt: Was unterstützt längerfristige Wissensvermittlung? Und hier ist das aktive Lernen das Gegenteil zum Frontalvortrag: Dadurch, dass man die Einbahnstraße der Wissensver mittlung mit Interaktion, Aktion, klei nen Wissenstests oder Umfragewer ten unterbricht, steigt die Aufmerksamkeit.“ Fachbegriffe lernt man nur durch Wiederholung. Und wie kann ich Repetition spaßig gestal ten? Hier setzt ovos verschiedene Ar ten von Belohnungssystemen ein: „Wir bauen nicht nur Quizduelle und Challenges ein, die wir mit Punkten versehen, sondern können die User:innen auch per Zufallsgenerator andere fordern lassen, um Punkte zu gewinnen. So hat man sowohl sozia les Lernen als auch die Repetition ab gedeckt“, so Hofstätter. Durch die jah relange Erfahrung kenne Wiff Austria die Zielgruppe und ihre Anforderun gen zudem ganz genau. In Bezug auf den Aufbau war eine einfache Spra che daher ein sehr wichtiger Teil, meint Hofstätter, unterstützt durch visuelle Animationen.

Sarasdorf

Kainachtal

Stromversorgung. Sicher. Nachhaltig. Der APG-Netzentwicklungsplan für das Gelingen der versorgungs sicheren Energiewende, die Elektrifizierung von Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft sowie den Lebensstandort Österreich. Die Netzinfrastrukturprojekte im Zentralraum Oberösterreich sichern eine nachhaltige Stromversorgung in Oberösterreich. Damit wird ein Teil des 3,5 Mrd. Investitionsprogramms der APG bis 2032 regional wirksam.

Über APG

3.400 km Trassenlänge Investition 2023: 490 Mio. € Investition bis 2032: 3,5 Mrd. €

Nähere Informationen zu den Projekten finden Sie hier: www.zentralraum-ooe.at

Alexandra Pichler ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Bildungsinstitution Wiff Austria. © Wiffaustria.at

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