Traveller 14/2020

Kommentar

Das Mühle auf – Mühle zu Spiel

Z umindest der Begriff Fleckerlteppich scheint denWeisen aus Brüssel ein Begriff zu sein, möglicherweise hat ja der eine oder andere einen dieser bunten Läufer, die, weil oft aus alten Stoffresten genäht, den Nachhaltig- keitsgedanken transparentmachen, imVorzimmer liegen. Doch zurück zur Begriffsdefinition: Im April sprachen EU-Kommissionspräsidentin Ur- sula von der Leyen und Ratschef Charles Michel davon, eben einen Fleckerlteppich beimZurück- nehmen der Corona-Auflagen verhindern zuwol- len. Da war von einem gemeinsamen Kriterien- katalog aller 27 EU-Mitgliedsländer die Rede, in dem die Lockerungen der Beschränkungen fest- gelegt werden und auch die Schritte derMitglieds- staaten koordiniert werden sollten. Denn, so das Conclusie: Nur gemeinsamkann Europa das Virus und diese Krise besiegen. Soweit so richtig, daran ist auch nichts auszusetzen, oder doch? Naja, was nämlich den Fleckerlteppich betrifft, scheint dieser was die unzähligen Reisebeschrän- kungen betrifft, rekordverdächtige Größe anzu- nehmen. Von einheitlichenKriterien und gemein- samer Handlungsweise ist man meilenweit entfernt. Die große Reiselandkarte ist längst zu einemLabyrinth unterschiedlicher Ausweisungen von Corona-Risikogebieten geworden, jedes EU- Land trifft seine eigenen Einstufungenwas Grenz- schließungen und Reisewarnungen betrifft und erschwert damit der Tourismusbranche die Plan- barkeit und den überlebenswichtigenRestart. Wie man auch dem Reisenden keinen guten Dienst erweist, vielmehr steigert sich die bereits vorhan- dene Verunsicherung noch um ein Vielfaches. Gemeinsame Koordination sieht anders aus. „Ein Grenzschließungs- und Reisewarnungs- Fleckerlteppich ist nicht nur schädlich, sondern einem Europa als Union nicht würdig. Dabei ist besonders wichtig, dass Reisewarnungen nicht als strategisches Mittel im europäischen Urlaubs-

markt missbraucht werden,“ sagt etwa Barbara Thaler, Landesobmann-Stellvertreterin des Tiroler Wirtschaftsbundes und verweist auch darauf, dass der freie Personenverkehr eine der größten Errun- genschaften der EuropäischenUnion ist und, wie man im Sommer gesehen hat, sich dieser durch gute Koordination und verantwortungsvolles Han- deln aufrechterhalten lässt. Laut jüngster Analyse der UNWTO haben bis 01. September 115 Reisezeile (53 % aller weltweiten- Reiseziele), begonnen, ihre Reisebeschränkungen zu lockern, 113 bleiben weiter restriktiv. „Eine koordinierte Führung und eine verstärkte Zusam- menarbeit zwischen den Regierungen bedeutet, dass der Tourismus in vielen Teilen derWelt lang- samaber stetig wieder anläuft. Die Sorge ist groß, dass die anhaltenden vollständigen Reisebe- schränkungen, insbesondere dort, wo der Touris- mus die Lebensader für die Menschen bedeutet, die wirtschaftliche und soziale Entwicklungmas- siv bedroht,“ appelliert der UNWTO Generalse- kretär Surab Poloikaschwili an die Regierungsver- antwortlichen. Die Corona Krise macht einmal mehr deutlich, dass die EU von einem gemeinsamen Weg weit entfernt ist. Nur warum funktioniert das gemein- same (Reise)Europa nicht?Warumdieser Flicken- teppich und dieses Mühle auf, Mühle zu Spiel? Diese Fragen hättenwir gerne anAlexander Schal- lenberg gerichtet, möglicherweise ist der österrei- chische Außenminister ja bereits um die Verklei- nerung des Reise-Fleckerteppichs bemüht, wir wissen‘s halt nur noch nicht. Weil es dringend ein koordiniertes europäisches Handeln undDenken braucht. Für ein gemeinsames Europa!

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